Sibuyan - Island
Ganz nah am Paradies

Wie alles begann.....

November im Jahr 1999, ich fühlte mich ausgelaugt und die Decke drohte mir auf den Kopf zu fallen.

Es war ein typischer Novembertag wie man ihn kennt. Mit all seinen Unannehmlichkeiten von trostlosem Grau, welches sich über den ganzen Tag hinweg zog und das Gefühl der ewigen Dämmerung aufkommen lässt, bis hin zu ständigen Nebelnässen und Temperaturen um die 5°C.

Bis dann kurz nach achtzehn Uhr im Vorabendprogramm eine Dokumentation über einen Deutschen und einige anderer sonnenhungrigen im TV lief, welche auf den Philippinen das Leben genießen.

Ich muss zugeben, bis dahin hatte ich, wenn überhaupt, wohl nur nebenher von diesem Land, den Philippinen gehört. Aber dies war ja nicht weiter verwunderlich, schließlich hatte ich ja auf Grund meines Geburtsortes bis 1989 auch keine Möglichkeit, mich mit derartigen Fernzielen zu beschäftigen.

Der Beitrag war zwar nur ca. sieben Minuten lang, aber plötzlich hatte ich das Verlangen, Sonne tanken zu müssen, das geschilderte bunte Leben zu spüren und die exotische Lebensweise, welche sich natürlich auf Grund einer gegensätzlichen Kultur zu Deutschland begründet, selber zu erleben.

Umso öfter meine Blicke nach draußen in das trostlose Grau schweiften, je stärker wurde in mir das Fernweh, welches ich ehrlich gesagt bis dahin nicht kannte und auch des Öfteren bei Freunden und Bekannten eigentlich nicht nachvollziehen konnte.

Am nächsten Tag war es dann vorbei mit dem Unterdrücken der Sehnsucht und ich griff zum Telefon um mit der Redaktion des Fernsehsenders zu telefonieren. Dort war man so nett und teilte mir auch die Erreichbarkeiten mit.

Nun konnte ich es erst recht nicht mehr erwarten und ich setzte sofort „alles in Bewegung“ um meine Reise zu organisieren.

Es sollte dann Mitte Januar losgehen!

Von Düsseldorf startete der Flieger der Fluggesellschaft Cathy-Pacific zunächst in Richtung Hong-Kong, um dann nach einem kurzem Stopover von 3 Stunden weiter nach Manila, der Hauptstadt von den Philippinen zu reisen.

Im Hotel angekommen konnte ich mich endlich von den überflüssigen langen Beinkleidern befreien und mit kurzen Shorts und T-Shirt tief durchatmen, bevor es am nächsten Tag mit der Fähre über Nacht zu meinem Reiseziel Sibuyan ging.

Wie viele Stunden ich tatsächlich während der Überfahrt geschlafen habe kann ich nicht wirklich sagen. Zwei Stunden nach Sonnenaufgang gegen 8:00Uhr war es dann soweit:

Da war sie also, die Insel Sibuyan.


Eine Insel, mit einer üppigen Vegetation und Kokospalmen bis zum Strand. Diese stehen so dicht, dass man nur mit Mühe die hier landestypischen philippinischen Häuser ausmachen kann und mit einem für die Größe der Insel schon beachtlichem Bergmassiv; der höchsten Erhebung dem Mt Guiting-Guiting, mit immerhin 2058 ü.NN; bei einem Umfang von lediglich ca. 98km und dies alles bei strahlenden Sonnenschein und einer Temperatur von 29°C.

Ich war in Cajidiocan, im Osten der Insel, in einer kleinen Pension mit dem Namen „Marble House“ untergekommen und von dort aus startete ich meine Ausflüge um Land und Leute kennenzulernen. Bei meinen Streifzügen durch den Ort nahm ich mir immer mal wieder ein paar Minuten Zeit um das Treiben zu beobachten. Es war absolut erstaunlich. Geschäftigkeit funktioniert auch langsamer, ohne Hektik und stets mit einem so angenehmen Lächeln im Gesicht. Ein kleiner Store neben dem anderen und die meisten mit dem gleichen Angebot. Aber da die Menschen hier von Natur aus genügsam sind, reicht ihnen wohl am Ende des Tages auch das kleinste Einkommen.

Einmal passierte es, dass ich in einem kleinen Store nach Kaffeepulver fragte. Da dieser aber offensichtlich nicht mehr vorrätig war, bat mich die Dame doch kurz zu warten.

Sie verließ kurzerhand ihr Geschäft und ging zwei Läden weiter, kaufte dort den von mir gewünschten Kaffee und verkaufte selbigen dann zum gleichen Preis an mich. Ich stellte mir sofort diese Situation in Deutschland vor und kam zu dem Schluss: Unvorstellbar! Wenn überhaupt, so hätte man mich an ein anderes Geschäft verwiesen. Aber nicht hier! Dies ist eben die sprichwörtliche asiatische Geschäftstüchtigkeit, welche mich beim nächsten Mal gern wieder dort einkaufen lässt.

Da die Insel unter Naturschutz steht, hat sie einen der am besten erhaltenen Regenwälder mit einer Vielzahl von endemischen Pflanzen und Tieren. Das Beste, es gibt auf der Insel keine dem Menschen gefährlich werdenden Tiere wie giftige Schlangen oder ähnliches. Somit kann man also völlig unbedarft durch die Natur streifen und selbige genießen.

Auf Grund des Bergmassives kommt es auf der Insel selbst bei längeren Trockenperioden nicht zum Wassermangel. Die zahlreichen Flüsse aus den Bergen mit ihren ca. 50 Wasserfällen, tragen dafür Sorge, dass stets ausreichend Wasser vorhanden ist. Um einen solchen Wasserfall zu besuchen, bedarf es oftmals nur eines kurzen Fußmarsches und man kann das erfrischende Nass des absolut sauberen Gebirgswassers, bei zumindest hier recht frischen ca. 22°C, in einem Naturpool genießen.

Während meines Aufenthaltes wurde ein weiteres Haus eines deutschen Ehepaares fertiggestellt. Dieses wurde natürlich landestypisch mit einer zünftigen Feier eingeweiht und von einem katholischen Pfarrer gesegnet. Die Gästeliste umfasste neben den deutschen Nachbarn des Ehepaares auch eine Vielzahl hochrangiger einheimischer Gäste. Vom Barangay Captain* bis hin zum Polizei Chef von Cajidiocan. Welches ein Ausdruck dafür war, dass man hier willkommen ist! Denn mit den Bau der Häuser und auch später bei der Bewirtschaftung der Grundstücke sorgt man schließlich für Beschäftigung.                                                                                                                                                    Eine Live-Band sorgte für den musikalischen Rahmen, die Tische waren mit unzähligen Köstlichkeiten mehr als reichlich gedeckt. Auf den Philippinen ist eine üppig gedeckte Tafel das wichtigste einer jeden Feierlichkeit.

Wie schon erwähnt, hat die Insel einen Umfang von ca. 98km, an deren Küste der „Regional Highway“ oder Circumferential Road bezeichnet entlanggeht. Wobei letzteres, übersetzt: Rundumstraße, der Straße und seiner Beschaffenheit etwas eher entsprach. Es handelte sich hierbei lediglich einen Feldweg rund um die Insel. Allerdings war das Verkehrsaufkommen auch auf wenige Jeepneys*, einige sogenannte Owner Type*, sowie Tricycle* begrenzt und somit ausreichend. Lediglich in Magdiwang, Cajidiocan und San Fernando sowie den meisten Durchfahrten der auf der Route gelegenen Barangays*, war eine zementierte Straße anzutreffen. 

Wenn ich ein Tricycle als Transportmittel wählte, so stellte ich mich nicht selten auf einen kleinen Tritt in Front, da meine Körpermaße doch einiges über dem asiatischen Durchschnitt lagen und ich befürchtete, bei dem einen oder anderen Schlagloch mir den Kopf zu stoßen.



Ein weiteres Phänomen war für mich, als ich bei meiner Ankunft erfuhr, dass die Insel vom Dieselkraftwerk der Insel mit Elektrizität nur in den Morgenstunden und am Nachmittag für jeweils 3 Stunden versorgt wird.

Demzufolge war natürlich auch fließendes Wasser nur in dieser Zeit verfügbar. (Dies ist natürlich wie vieles inzwischen längst Geschichte!) Aber auch unter diesen für uns Europäer kaum vorstellbaren Umständen funktionierte das Leben und man wusste sich entsprechend zu organisieren.

All die Faszinationen, wie die Natur, die Menschen und nicht zu Letzt die hier mögliche unbeschwerte Lebensweise veranlassten mich schließlich, mir ein Grundstück südlich von Cajidiocan im Barangay Otod zu sichern (dazu auf einer der nächsten Seiten mehr). Denn ich wusste, dies ist nicht mein letzter Besuch und hier konnte ich mir vorstellen zu „Überwintern“ oder auch meinen Ruhestand genießen.


Barangay = kleinste Verwaltungseinheit, ähnelt im Aufbau einem Dorf, Stadt- bzw. Ortsteil

Barangay Captain = Dorfvorsteher, Stadt- bzw. Ortsteibürgermeister

Jeepney = sind zu „Bussen“ umgebaute Fahrzeuge mit „eigentlich“ mit bis zu 14 Sitzplätzen, welche von den US-Amerikanern auf den Philippinen zurück gelassen wurden

Owner Type = ein im wahrsten Sinne des Wortes nach eigenen Vorstellungen „gestricktes“ Fahrzeug    mit den unterschiedlichsten Komponenten verschiedener Fabrikate und mit einer Edelstahlkarosse versehen   

Tricycle = Motorrad mit überdachten Seitenwagen